das interview mit mediengruppe telekommander fand auf dem zeltmusikfestival 2006 in freiburg statt.

könnt ihr euch kurz vorstellen?

(gerald:) hi, ich bin der gerald von der gruppe mediengruppe telekommander. warum ich musik mache? weil es geil ist, weil wir es immer machen wollten. (florian:) und der einzige unterscheid bei mir ist, dass ich der florian bin.

ihr geltet als politische und gesellschaftskritische band. ist das euer antrieb eine botschaft loszuwerden?

(gerald:) ich würde unsere musik als kritisch bezeichnen. warum wir kritische texte schreiben? weil wir keine lust haben, irgendwelche langweiligen solala-texte zu schreiben. wir wollen halt auch eine aussage mit unserer musik treffen und verarbeiten deshalb die welt die uns umgegibt in unserer musik.

ihr macht ja hauptsächlich live-konzerte, damit habt ihr auch euren meisten erfolg. ist es da nicht schwierig, ernste tiefgründige texte rüberzubringen, wenn die meisten leute da sind um auf die beats abzugehen?

(florian:) das sucht man sich ja nicht aus. in erster linie machen wir die musik ja so wie sie ist. wenn das dann live so gut klappt ist das natürlich toll. wenn wir jetzt sagen würden, super das funktioniert ja alles toll, jetzt brauchen wir keine texte mehr zu machen dann wäre das wohl ein bisschen albern. (gerald:) aber es wär mal eine idee (lacht)

wie entstehen eure lieder, eure texte?

(gerald:) also ein typischer song entsteht daheim am computer. wir arbeiten beim songwriting sehr loop-basierend. das heißt im klartext, jemand von uns hat einen neuen drumloop oder eine idee für einen basslauf, eine gitarrenline oder eine textzeile, dann setzen wir uns zusammen hin und arbeiten diese idee aus.

also macht ihr das immer zusammen.

(florian:) ja, immer.

euer zweites album ist ruhiger geworden. gibts da spezielle gründe?

(gerald:) mit ruhiger meinst du wahrscheinlich langsamer. wir haben da etwas das tempo rausgenommen, weil wir es etwas clubbiger machen wollten, etwas mehr disko-bezogen. zudem haben wir es elektro-lastiger gemacht, es sind mehr elektronisch sachen reingekommen. wir wollten es etwas tanzbarer gestalten, deshalb ist es etwas langsamer. aber ruhiger ist es nicht wirklich.

euer musikstil ist so ziemlich einzigartig. wo habt ihr eure inspiration her?

(florian:) naja es ist so eine mischung aus punk, techno, elektronischer musik generell und hiphop. und das sind auch die einflüsse die uns, naja, beeinflusst haben.

also konntet ihr euch nicht entscheiden..

(florian:) ja so konnte man es auch sagen (lacht). nein wir wollten uns nie entscheiden. wir wollten genau diese mischung haben. wir fanden immer schon diese musikrichtungen super interessant, aber das wir selbst machen wollten war nie etwas puristisches. wir sind was das angeht sehr puristisch aufgewachsen. wir haben früh in bands gespielt, haben aber auch später mal eine zeit lang nur am computer gesessen und computermusik gemacht. aber das wir auf der bühne präsentieren wollten, war nie so etwas, das war immer so eine mischung. (gerald:) genau. wir wollen etwas neues kreieren, nicht etwas altes nachahmen, das es schon lange gibt. wir wollen mithelfen ein neues potpourri zu erschaffen.

habt ihr idole die euch musikalisch oder menschlich geprägt haben?

(gerald:) also menschlich meine mama (lacht). musikalisch waren es immer schon leute die so wie wir an die musik herangegangen sind, also nicht puristisch, die immer versucht haben, grenzen zu überschreiten. beck zum beispiel, der versucht hat hiphop mit folk zu vermischen oder die gorillaz. es waren meist genau die bands, die auch versucht haben neues zu erschaffen.

ist das dann die musik die ihr hört oder hört ihr querbeet?

(gerald:) wir hören querbeet.

in der deutschen musikszene dominieren ja andere musikstile. fühlt ihr euch da akzeptiert?

(gerald:) (lacht) ich versteh die frage nicht.

beim beatsteaks konzert letztes jahr in freiburg wurdet ihr als vorband vom publikum ausgebuht...

(florian:) ja ich weiß was du meinst. das hat ja auch mit diesem purismus zu tun. wir sprechen auch leute an, die an innovativer musik interessiert sind. aber missverstanden fühlen wir uns da eigentlich nicht. wenn wir durchs land touren kommen die leute um uns zu sehen. und außer den konzerten von den beatsteaks und den sportfreunden gab es keine konzerte wo wir danach der meinung waren, dass es scheiße gelaufen ist. und auch keins wo die leute nicht mit einem lächeln im gesicht aus dem konzert gegangen sind. insofern kann man nicht sagen, dass man sich missverstanden fühlt.

also haben euch die beatsteaks und die sportfreunde stiller ausgesucht? das heißt, andere deutsche künstler zeigen interesse?

(gerald:) ja, viele sogar.

bereut ihr irgendwelche entscheidungen bezüglich der band, die ihr irgendwann mal getroffen habt?

(florian:) naja das ist in gewisser weise wie das leben. du machst andauernd fehler und lernst daraus. und man lernt natürlich daraus. so wie es bis jetzt für uns gelaufen ist, ist es super. wir können uns nicht beschweren. es ist nicht so, dass irgendetwas passiert wäre, was wir entschieden hätten, was uns das genick gebrochen hätte. da passiert natürlich viel, wo man im nachhinein denkt, ach.. aber so ist es doch mit vielen entscheidungen im leben.

das heißt ihr würdet auch nichts ändern um mehr erfolg zu haben?

(florian:) das würde gar nicht gehen. das was wir machen beruht stark auf spaß, das ist unser motor daran. und wenn du das nicht hast, dann wird das ganze nichts und dann verlierst du sehr schnell die lust daran. und insofern machen wir weiter das, was uns gefällt. mal sehen wo uns das noch hinführt. es ist ja auch so eine offene frage, weil wir von so vielen verschiedenen musikstilen beeinflusst sind. da wissen wir nicht wo das rauskommen wird, ob da nicht wieder etwas neues dazukommt. ob wir die grätsche zwischen poppig und trashig weiter durchziehen, oder ob die sogar noch größer wird. das wissen wir noch nicht, aber das macht die sache ja auch so spannend. (gerald:) etwas das viel einfluss auf uns nimmt ist die technik. die möglichkeiten die es heute gibt und die es in zukunft geben wird, die wirken auf unsere musik sehr stark ein.

vielen dank an mediengruppe telekommander.

leonie schmidt und katharina wissert