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Rocco del Schlacko

Kein Bild vorhanden Am 26. und 27. Mai wurde das Saarland von Namenhaften nationalen wie internationalen Musikern gerockt, die eigens zum rocco del schlacko angereist waren. Leider war das Wetter von Anfang an nicht so gut, wie man es sich für ein open-air Festival mit Campingplatz wünscht. Schon am Freitagvormittag war die wiese, die als Parkplatz diente ein einziges Schlammloch, sodass der Traktor mit Abschleppseil im Dauereinsatz war. Auch der am hang gelegene Campingplatz war von den andauernden Regenfällen nicht verschont geblieben. Diesen weniger schönen umständen ist es wohl zuzuschreiben, dass sich einige Musikfans vom Festivalgelände in der nähe von Saarbrücken, fernhielten. Doch diejenigen die sich in den Schlamm getraut haben, hatten spaß trotz regen von oben und knöcheltiefem Schlamm von unten.

Einlass war am Freitag um 14.00 Uhr, um 15.00 Uhr gab sich die saarländische band My Hero die ehre das Festival zu eröffnen, ein Heimspiel sozusagen. Weiter ging es mit gods of blitz aus berlin-kreuzberg, die rocknroll vom feinsten im Gepäck hatten. Um 16.30 Uhr gaben dioramic ihr können zum Besten. Art-core nenn sie ihren Musikstil, eine Mischung aus heavy-metal und romantischen klängen, also eher etwas für freunde des head-banging. Um 17.30 Uhr waren the robocop kraus auf der Hauptbühne ganz nach dem Motto Sommer ist eine frage der Einstellung zu sehen. In gelb-geblümten hawaii-outfits trotzten die Jungs aus dem fränkischen Nürnberg dem dauerregen, von dem auch die Bühne nicht ganz verschont blieb. Mit ihrer gute-laune-musik ganz im Stile von franz Ferdinand lockten sie ziemlich viele Festivalbesucher vor die Hauptbühne. Nach diesem sehr gelungenen auftritt nahm die kanadische hard-rock-band alexisonfire die Bühne in Anspruch und erneut war den metal-fans unter den rocco del schlacko-besuchern etwas nach ihrem Geschmack geboten.
Eigentlich sollte um 20.00 Uhr tomte spielen, doch aus unerklärlichen gründen wurde getauscht und die 5 schnuckeligen Schweden von sugarplum fairy rockten die Bühne. Sie spielten Songs von ihrem ersten und bisher einzigen Album young&armed sowie bislang unveröffentlichte stücke. Sugarplum fairy erfüllten nicht nur musikalisch gesehen alle wünsche, auch die Show war mehr als überzeugend und den kreischenden Mädels zufolge war auch optisch einiges geboten.

Die Hamburger band tomte um Frontmann thees Uhlmann lieferte eine Tipp-Top Show mit deutschem indie-pop-rock vom feinsten gepaart mit anmoderationen und kleinen Anekdoten, was bei dem vorwiegend jungen Publikum gut ankam.
Der headliner des ersten abends waren kettcar, ebenfalls aus Hamburg, die den stil von tomte aufgriffen und für Stimmung sorgten bevor die Zuschauer auf der Aftershowparty bis in den morgen hineinfeierten. Auch auf der zwar kleineren, dafür aber überdachten Zeltbühne wurde am Freitag schon einiges geboten. Ab 17.00 Uhr wurde in dem zelt gerockt, den Anfang machten Krieger mit ihrem teils witzigen, teils ernsthaften deutsch-rock. Weiter ging es mit Jonah matranga, einem us-amerikaner, der schon etwas härtere töne anschlug und auch an der Gitarre begeisterte. Temp.eau waren ab 19.30 für Fans von deutschsprachigem rock zu sehen. Im Anschluss daran gab es moneen, eine Formation die auch auf Melodie setzt. Als vorletzte band gaben spitting off tall buildings sehr gitarrenlastigen rock zum Besten, zur Abwechslung wurde auch mal eine Frau ans Mikrofon gelassen und zwar keine geringere als Schauspielerin Jana pallaske. Den Abschluss des ersten Tages auf der Zeltbühne machten die überaus sympathischen Hamburger Olli Schultz und der Hund Marie. Bester indie-pop, mal komisch, mal tiefgründig, kombiniert mit den Entertainerqualitäten von Olli Schulz. Nach diesem Konzert war noch lange nicht Schluss und die Festivalbesucher feierten auf der Aftershowparty noch sehr, sehr lange.

Nach dem verregneten Freitag versprach der Samstag eine, wenn auch nur geringfügige, wetter-technische besserung. Ab viertel vor drei zeigten oku and the reggae rockers dass reggae und rock sehr wohl zueinander passen und auch saarländer jamaica im blut haben. Ganz im Gegenteil zu den chilligen Rhythmen der reggae rockers erhöhten the parachutes gleich im anschluss das tempo und rockten die hauptbühne ganz im post-hardcore stil mit head-banging und allem drum und dran. Obwohl um diese uhrzeit noch nicht viele der festival-besucher auf den beinen waren, machten die rocker eine toll show. Der nächste stilsprung kam gleich danach. Ganz andere töne schlugen nämlich maxeen an, ein kalifornisches trio das eher auf ruhige melodien setzte als auf heftige riffs. Die nächsten schweden nach sugarplum fairy waren randy, die allein durch ihr skelett-outfit einen bleibenden eindruck hinterließen. Ihre musik dürfte in etwa einer mischung der vorhergehenden bands entsprechen, denn sie schafften die verbindung zwischen melodie und rocknroll. Wilde tanzeinlagen im stile der hives fehlten bei den skandinaviern genauso wenig wie ihre spürbare leidenschaft. Die erste reine rock band betrat im anschluss die bühne. Blackmail, eine deutsche formation aus der umgebung (koblenz), schafften es schließlich dass sich der grossteil der besucher vor der bühne einfand um sich mit dem melodischen rock auf den sehnlichst erwarteten auftritt der sterne vorzubereiten. Die sterne sind schon seit langem im business und ebenso wie der mainact des abends aus der hamburger schule. Sie haben maßgeblich zum aufschwung des deutschen indie-pop-rock beigetragen und genau das haben sie in dieser einen stunde auch bewiesen. Viel gefühl, viel melodie, viel independent. Die sterne waren der erste gig des abends, der das publikum voll und ganz überzeugte. Die eingängigen gitarren-rhythmen beigeisterten selbst die genre-fremdlinge unter den zuschauern. Als quasi überraschungsgast, weil weder auf flyern noch plakaten angekündigt, performten die donots als vorletzter act an diesem abend. Punkrock vom feinsten, gitarrenlastig mit teils heftigen riffs und die fähigkeit selbst die übermüdeten verdreckten schnapsleichen am rande zum pogen zu bewegen. Als letzter und definitiv überzeugendster act traten schließlich die drei jungs von fettes brot an die mics und brachten zusammen mit dj pauli die menge zum kochen. Ganz wie im interview versprochen hatten sie eine live-band mit zwei gitarristen dabei und zusammen mit den musikern spielten sie sowohl alte perlen als auch die ganzen neuen kracher der letzten jahre. Ob schwule mädchen, jein oder emanuela, bei den meisten liedern konnte dann doch die mehrheit mitsingen und so konnten die hamburger ab und zu eine pause einlegen und das mic ins publikum halten. Ein gelungener auftritt für die hiphoppenden jungs aus dem norden, ein gelungener abend auf der hauptbühne, doch wer meint damit wäre der tag zuende, hat sich gewaltig geschnitten.

Am Samstag hatte auch die zeltbühne einiges zu bieten. Den anfang machten my baby wants to eat your pussy die mit pop und style, wie man es sonst selten erlebt, das publikum auf betriebstemperatur brachten. Im anschluss kamen 200 sachen an die reihe, die der eine oder andere eventuell von stefan raabs bundesvision songcontest kennt. Sie spielten rock mit witz, und das aus voller überzeugung. Auf tiefgang setzen die wiesbadener wenig, bei ihrer musik steht die stimmung mehr im vordergrund. Ihre musik soll rocken, sagen die vier jungs um frontfrau katta strophe. Sie sollte auch an diesem tag nicht die einzige frau am mic bleiben.
Nach 200 sachen folgten discoensemble die mit punk-rock-pop-indie-alterna eine finnische mischung zauberten. Die stimmung steigerte sich konstant und nach fast einer stunde lösten die jungs von schrottgrenze die skandinavier ab. Sie führten die musikrichtung fort, doch beließen sie es bei schlichteren riffs und weniger lyrischem tiefgang. Einer der höhepunkte an diesem abend waren gem, die mit teils heftigen teils unwiderstehlich tanzbaren riffs das publikum um den verstand brachten. Die geniale atemberaubende performance der 5 knaben schmiss sogar die anspruchvollsten klugscheißer auf den hinteren rängen von den hockern und so hielten sie das publikum auf einem explosiven niveau das nur eine band so erhalten konnte. Stereo total! Die beiden etwas durchgeknallten seltsamen freaks mit ihrem synths und beats und der unwiderstehlichen französischen stimme von francoise cactus brachten das publikum dann schließlich entgültig zum explodieren und mit hits wie cinemania, ich bin nacht etc knackten sie selbst die elektro-scheuesten spießer und brachten das gesamte zelt zum springen. Eine krasse show mit spontanen drumeinlagen auf dem gerüst und einem fast unglaubwürdigen minimalismus machten das zweitägige festival zu unserem ganz persönlichen highlight diesen sommer. Indie lebt!

Die entscheidung das festival um einen tag zu verlängern war goldrichtig und die neue location könnte (unabhängig vom wetter) kaum besser für ein openair geeignet sein. Für das nächste mal merken: gummistiefel, 2 paar! Und eventuell auf allrad umrüsten oder mit dem traktor anrücken. Für den preis von 40 euro hat das festival im übrigen ein fast unschlagbares preis-leistungs-verhältnis.

Vielen dank an die rocco crew für ein geiles festival, ein hammer lineup, einen tiptop service und für den beweis dass independent rock nicht am aussterben ist!

leonie schmidt und rafael grasse

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