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fledermaus print interview

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Wer sich aus dem Ausland über Deutschrap informiert, kommt wohl nicht vorbei an Namen wie Azad, Samy Deluxe oder vielen anderen. Genau so geht es einem auch, wenn man nach Rapkünstlern in dem Raum Bodensee sucht. Ein Name wird immer fallen und zwar der von einem gewissen Cue von den GriffBeatz. Ein Rapper und Produzent aus Konstanz, der seit über zehn Jahren in der Region mit etlichen Releases sein Unwesen treibt. Manchen Leuten bekannt von der erst kürzlich erschienen Bodensee Rap CD, von etlichen Auftritten auf zahlreichen Regionalen Jams oder einfach nur von seinem 2007 erschienenen Album Gut wie Better, dass wohl noch immer zu einem der meist verbreiteten Releases der Region gehört. Die Musik von CUE ist nicht der typische HipHop Sound, den die Rapszene in den heutigen Tagen gewöhnt ist. Ein recht tiefgründiger, sehr melodischer, meist auf sampleberuhender Sound, der wohl direkt aus dem Leben und Herzen kommt, bietet sich dem Hörer dieser Musik. Die Tage erschien das neue Album Fledermaus. Ein Album, das wieder einmal beweist, dass der Untergrund doch etwas zu bieten hat und inhaltlich wie auch von den Beats auf voller Linie zu überzeugen weiß.

Stell dich doch bitte kurz vor für die Leser..

Mein Name ist CUE von den GriffBeatz, ich komme aus Radolfzell am Bodensee und mache seit 1998 aktiv Musik. Bis 2004 war ich ausschließlich DJ und kam die folgenden Jahre zum produzieren und rappen. Vor wenigen Tagen habe ich meinen 20ten Release bzw. mein viertes Album mit dem Namen Fledermaus veröffentlicht.

In deiner Biografie habe ich Erfahren, dass du 1998 als DJ angefangen hast. Wie kam der Wechsel zum beatproduzieren und rappen?

Mit meinen 13 Jahren damals wäre ich nicht mal in Gedanken darauf gekommen ein Rapper zu werden, da höchstens pupertärer Blödsinn dabei raus gekommen wäre. Selbst Deutschrap habe ich nicht wirklich gehört, sondern fast ausschließlich Platten aus Amerika. Ich produzierte Mixtape nach Mixtape bis ich so circa im Jahr 2002 langsam mit Deutschrap in Berührung kam. Ich verlor damals einen sehr wichtigen Menschen in meinem Leben und so konnte ich mich im produzieren von Beats, später dann auch im rappen einfach besser verwirklichen und verarbeiten. Auflegen hat mir ab diesem Zeitpunkt einfach nicht mehr so viel gegeben. Aber ich bin noch heute drauf und dran mit meinen Turntables zu arbeiten, mehr zur Produktion der Tracks oder zum entspannen. Die meisten Samples, die ich verwende sind auf Vinyl und mein neues Album habe ich versucht als eine Art Mixtape zu mischen. Beim Durchklicken ist es ein normales Album und beim Durchhören ein recht flüssiger Mix.

Welche Plattform bietet dir die Bodensee Region als Rapkünstler?

Eher ein kleine Plattform. Es gibt viele Hörer in der Region, doch die Rapinfrastruktur ist nicht wirklich die beste hier. Es fehlen Labels, Veranstalter und vieles mehr um eine richtige Szene zu schaffen. Ich als Künstler bin hier jedoch recht zufrieden. In größeren Städten ist es vielleicht einfacher, aber wir haben hier mehr Gefühl.

Dein neustes Werk trägt den Namen Fledermaus, welche Bedeutung steckt dahinter?

Schwere Frage, da es sehr viele Motive gibt. Das erste was einem wohl so in den Sinn kommt ist das Gerücht des Blutsaugers, also Schmarotzer. Vielleicht auch nachtaktiv oder ähnliches wird einem bei oberflächlicher Betrachtung als Idee kommen. Die Wahrheit ist, es gibt über 1000 Arten auf dieser Welt und nur 3 davon saugen Blut. Der Rest frisst Insekten oder Obst, also ein Gerücht wie es auch viele über mich gibt. Sie sind nur nachts unterwegs, jagen alleine, leben aber mit der Familie im Rudel, haben Fähigkeiten die kein anderer hat und sind die einzigen Säuger, die fliegen können. Gibt noch viele weitere Parallelen zwischen CUE und der Fledermaus. Auf den Namen bin ich gekommen als ich in Australien war und der Himmel sich mal wieder schwarz gefärbt hat, weil an diesem Ort zur Dämmerung Millionen Tiere über die Stadt in den Wald fliegen. Ich vergleiche mich mit der Fledermaus, weil ich im Moment auch noch wild umher flattere. Ich wäre auch lieber ein Adler (lacht).

Dein neues Album Fledermaus ist nicht deine erste CD, erzähl doch mal was schon alles von dir kam?

Mit diesem Album habe ich nun meine 20te Veröffentlichung auf den Markt gebracht. Angefangen hat alles im Jahr 1998 mit Mixtapes auf Kassette und ab 2002 dann auf CD. Mein erster reiner Longplayer erschien 2005. 2007 kam mein bis jetzt erfolgreichstes Album Gut Wie Better.

Was kann der Hörer auf deinem neuen Album erwarten?

Den Hörer erwartet ein klitzekleines Meisterwerk, wie ich finde. Viel Energie, Geschichten und Herzblut aus meinem Leben. Hoffnung, Ehre, Vorsicht, Gleichheit sowie Liebe und Mut sind meine Themen. Sehr melodische und vielfältige Beats in einem schönen Mix mehr oder weniger fern des typischen Rapklischees. Mein Album ist ein Tagebuch der letzten 2 Jahre meines Lebens. Ich versuche mich in die Menschen zu versetzen und genau das auszusprechen.

Denkst du Fledermaus stellt eine Alternative im derzeit so inhaltslosen, flachen und auf bestimmte Images fixierten deutschen Rap dar? Oder beschäftigt dich dieser Aspekt eigentlich gar nicht?

Ja, ich denke ich kann mit Inhalt, Tiefgründigkeit und meinen sehr auf Sample basierenden Beats natürlich eine andere Art von Rap präsentieren, der sich vom heutigen Klischee abhebt. Allerdings gab es alle Stilrichtungen schon immer nur mit anderer Gewichtung und unterschiedlichem Erfolg. Es bleibt wie immer Geschmacksache, doch meine Musik ist und bleibt eine Reflektion meines Inneren. Und ich persönlich feiere nun mal mehr den HipHop der alten Tage und bin eher unbeeindruckt von der heutigen Entwicklung.

Um was geht es auf Fledermaus? Was ist der rote Faden? Gibt es den?

Es gibt keinen wirklichen Faden in diesem Sinne. Es ist kein Konzeptalbum oder eine Audiobiografi. Es handelt sich vielmehr um ein Tagebuch der letzten zwei bis drei Jahre in meinem Leben. Als erstes mach ich doch die Musik für mich und wie jeder Mensch gibt es gute und schlechte Zeiten, Höhen und Tiefen. Ich denke ich habe einen sehr guten Mix getroffen der für jede Situation seinen Klang trifft. Die meisten Beats sind von mir selbst produziert und ich habe versucht das ganze in eine Art Mixtape zu packen. Man kann das Album durchhören in einem flüssigen Mix oder von Track zu Track hüpfen wie bei einem Album. Ich bin stolz drauf!

Dein Sound erinnert stark an den Sound aus den Neunzigern, was kannst du dazu sagen?

Schön zu hören, da mein HipHop, den ich höre und meine Vorbilder aus dieser Zeit kommen. Ich arbeite noch immer mit dem alten Akai, bin viel am Plattensuchen zum samplen, produziere wie damals, bin beeinflusst von den Neunzigern und das ist wahrscheinlich der Grund. Auf meiner Scheibe ist sogar ein Track mit diesem Namen.

Legst du Wert auf bestimmte inhaltliche Themen?

Eigentlich nicht, allerdings werde ich nie ein Album veröffentlichen, dass für mich nicht alle Gefühls- und Lebenslagen umfasst. Ein perfektes Werk, das zum Erfolg führen soll, muss für mich immer beide Seiten beinhalten. Ich meine z.B. Oben und Unten, Trauer und Glück oder Liebe und Kummer. Nur wer beide Seiten kennt, weiß das Bessere zu schätzen.

Stellenweise wirst du sehr emotional und persönlich wie beispielsweise auf den Tracks Brief an Daniel, deinem verstorbenen Bruder, oder 1000 Meilen sowie seinem zweiten Teil und dem Song Leben. Hast du nicht Angst, zuviel von dir preiszugeben?

Das werde ich oft gefragt und somit habe ich mir auch schon oft Gedanken darüber gemacht. Meine Musik kommt aus meinem Inneren und hilft mir dabei gute und schlechte Erfahrungen und Gefühle zu verarbeiten. Es ist für mich absolut kein Problem zu sagen was andere nur denken, aber nie aussprechen würden. Es macht mich doch nicht angreifbar weil ich zu viel preisgeben würde. Die wenigsten können offen über Liebe oder den Tod reden, denn es bedarf eine gewisse Kraft mit sich selbst im Reinen zu leben. Deutschland scheint mir aber auch ein harter Fall von Verschlossenheit zu sein. Man sollte generell immer bedacht offen und nicht so reserviert sein.

Was glaubst du, wie gehen die Leute mit solch persönlichen Texten um?

Ich selber interpretiere Musikstücke von anderen immer in mein eigenes Leben. Man kann sich damit identifizieren oder nicht. Je nach dem, wie einen ein gewisses Stück berührt. Ich glaube nicht, dass jemand bei einem Xavier Naidoo Track wirklich denkt was der Xavier dabei fühlt. Man bindet Musik in seine eigene Geschichte ein, außer vielleicht man kennt sich persönlich.

Was bedeutet das Album Fledermaus für dich?

Es bedeutet mir sehr viel. Seit gut zwei Jahren begleitet mich dieses Projekt in meinem Kopf und in jeder freien Minute. Ein Jahr habe ich effektiv daran gearbeitet. Ich kann nach sehr langer Arbeit sagen, mein neues Soloalbum Fledermaus ist wohl das komplexeste, langwierigste und stolzeste Projekt, was ich seit meiner gesamten MC- und Producerlaufbahn abgeschlossen habe. Unzählige schlaflose Nächte habe ich hinter mir, Nächte im Studio, Nächte des Lyricsschreibens, Nächte des Samplens und Drums programmieren, Nächte des Nachdenkens und der Geduld.. In diesem Album steckt all mein Herzblut. Die Tracks kommen aus sehr unterschiedlichen Phasen meines Lebens.

Legst du viel Wert auf die Beats, die deine Raps begleiten und die Technik wie du deine Texte rüberbringst?

Selbstverständlich, was wären wir denn sonst noch für Rapper. Am wichtigsten ist für mich, dass nach dem Inhaltlichen der Beat sehr passend und besonders ist. Nur durch die Melodien und den dazugehörigen Inhalt kann die Musik in fremde Ohren eindringen. Die Technik meiner Raps ist natürlich auch wichtig, allerdings lege ich weniger Wert auf die krassesten Doppelreime oder Reimketten, sondern viel mehr auf den Fluss, die Stimme und das Gesamtbild. Ich finde viele Rapper können rein raptechnisch viel krasser rappen als ich, aber kein einziger dieser Leute schafft es Tracks oder Alben mit hoher Qualität und Lebensdauer zu produzieren. Im Internet werden diese Rapper immer hoch gefeiert, aber auf dem Markt gibt es keinen. Manchmal eher eine technische Analyse wie bei Aktien als die Beurteilung von Musik. Für mich zählt das Gesamtbild.

Welche musikalischen Ziele strebst du als Rapper an? Könntest du es dir vorstellen von der Musik zu leben?

Mein Ziel ist es immer weiter zu wachsen. Immer mehr Menschen mit meiner Musik zu begeistern, zu bewegen und zum Nachdenken anzuregen. Immer mehr Hörer zu gewinnen und dadurch natürlich auch mehr positives Feedback und Anerkennung zu bekommen ist wohl unbezahlbar. Natürlich könnte ich mir vorstellen von der Musik zu leben, aber da muss man wohl ganz klar zwischen einem Traum und einem Ziel unterscheiden. Musik machen mit dem Ziel, damit Geld zu verdienen, ist meiner Meinung nach der falsche Weg. Für die Zukunft wünsche ich mir für meine Musik einen gesunden Wachstum des Bekanntheitsgrades, der Fans und bei dem Vertrieb meines neuen Albums. Das größte ist jedoch wohl für mich als Künstler, wenn ich den einen oder anderen Menschen bewege und zum Nachdenken anregen kann. Meine Musik soll begleiten, in guten und in schweren Zeiten, so wie sie entstanden ist.

Wie bringst du deine Musik an den Mann und die Frau? Bekommst du Unterstützung?

Durch den Deal bei musiclounge-bw RECORD AND ARTIST LABEL ergeben sich für mich viele weitere Werbe- und Vertriebsmöglichkeiten. In einigen Läden in der Region und im Internet wird wohl dieses Mal der Hauptabsatz zustande kommen. Einer der wichtigsten Punkte meine Musik zu vertreiben ist aber, die Mundpropaganda und der Vertrieb über Dritte, so genannte Streetdealer, die jede der CDs zum Produktionspreis bekommen.

2008 warst du unter anderem Vorgruppe von Torch, Too Strong und FR. Wie wichtig ist es für dich live spielen zu können?

Eigentlich sehr wichtig und es war auch eine große Ehre für mich an diesem Abend zu spielen. Auf der Bühne ist wohl auch eine der besten Möglichkeiten sich zu präsentieren und neue Fans zu gewinnen. Allerdings kann ich viele meiner Lieblingslieder nicht spielen, da sie live zu ruhig wären. Aber oft wechsel ich die Beats für meine Gigs und so bekommen wir das dann schon hin. Außerdem ist das Gefühl, wenn der Sound ankommt und vielleicht sogar ein paar Leute mitrappen, einfach unbezahlbar.

Du hast zusammen mit musiclounge-bw den Bodensee Rap Sampler herausgebracht und auf die Beine gestellt. Vertreten sind die bekanntesten Rapper und Crews rund um den Bodensee. Wie wichtig ist die der Zusammenarbeit mit der Szene?

Der Sampler hat durch die Reihe gute Resonanz bekommen und war mein Beitrag für die Szene hier. Es war auch an der Zeit diese vielen, meist unbekannten Rapper zu sammeln und zu bündeln. Klar ist die Szene mir wichtig aber auch doch nur begrenzt. In der ersten Linie mache ich Musik für mich und die Leute. Vieles am HipHop wie Battlen, Freestylen und das ganze pseudomäßige ist nichts für mich, was nicht heißt, dass ich es verurteile.

Möchtest du den Leuten mit deiner Musik etwas vermitteln? Wenn ja, was?

Respekt, Anerkennung, Kampfgeist und Liebe, Wahrheit und Hoffnung.

Denkst du beim Machen der Tracks an den Hörer?

Ich mach die Musik für mich und für die Leute. Ich versetz mich in die Menschen und versuche meine Geschichte und Erfahrung so zu formulieren, dass sie leichter auf den Hörer und sein Umfeld zu übertragen ist.

Siehst du dich als Einzelgänger?

Ja, beim musizieren mehr oder weniger schon. Ich brauche meine Ruhe zum Texte schreiben, lasse mich aber gerne vom Leben inspirieren, was natürlich nicht allein stattfindet. Wie die Fledermaus schlafe und lebe ich im Rudel, gehe aber alleine auf die Jagd.

Wie geht es weiter? Live etwas geplant?

Viel geplant, checkt dazu einfach immer wieder die Homepage www.GriffBeatz.com.

Wo kann man das Album kaufen?

www.musiclounge-bw.de und Hiphopvinyl.de, außerdem CDC-Freiburg.de. Dazu im Soulfoot (Konstanz), Craplabs (Konstanz), Still Ill (Freiburg) und im Studio 1 (Konstanz).

Deine letzten Worte? Internetadressen die gecheckt werden sollten?

Auf jeden Fall meine Seite www.GriffBeatz.com checken für mehr Informationen. Hört mal rein in das neue Album und bestellt euch das Teil. Ich werde den Gewinn des Albums Fledermaus an die Kinder Krebshilfe spenden. Also guter Zweck mit gutem Rap!




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